Vor nicht allzu langer Zeit war es noch cool (sagt man überhaupt noch „cool“?), bei TikTok herumzuhüpfen und den Kasper zu machen.
Der Datendealer Made in China belohnte die Produzenten für die suchterzeugenden und oberflächlichen Kurzvideos inflationär mit Reichweite.
Wo jemand bei YouTube, in der gleichen Zeit, einige hundert Follower dazu gewinnen konnte, war er bei TikTok Follower-Millionär.
Da die Plattformen zum Kopieren gepflegt werden, was funktioniert (oder gehyped wird), folgten YouTube-Shorts, Insta-Reels und andere Perversitäten.
Ein Hype ist per Definition ein Gipfel — und bei Gipfeln gibt es nur noch eine Richtung…
Sogar Autoren-Kollegen von mir haben den Hampelmann/die Hampelfrau markiert, oder sich eine neue Persona (lat. Wort für Maske) geschaffen, mit der Begründung, dahin zu gehen, wo die Zielgruppe sei – und dabei völlig außer Acht gelassen, dass die Leser lesen.
Kurzvideos verkürzen die Aufmerksamkeitsspanne.
Wer da mitmacht, obwohl er im Team „lange Aufmerksamkeitsspanne“ spielt (wie es beispielsweise beim Autor der Fall ist), ist Teil des Problems statt Teil der Lösung – und begeht zudem Verrat.
Wie eingangs erwähnt, hat TikTok die Reichweite inflationär vergrößert - und zudem künstlich in die Höhe getrieben.
Es verhielt sich ähnlich wie bei der Immobilienkrise 2007 (die in der Weltwirtschaftskrise 08/09 mündete). Damals begann alles damit, dass jeder Hans und Franz einen Immobilienkredit bekam. Der Markt blähte sich immer mehr auf, bis das Unvermeidliche geschah.
Die Parallele ist eindeutig: Wenn jeder (Follower-)Millionär werden kann, verliert die Million an Wert.
Lässt sich das wirklich vergleichen? Naja, während du das liest, bewegst du dich mitten in der Aufmerksamkeitsökonomie.
Aufmerksamkeit ist eine harte Währung
Die Gier des Kreditgebers (TikTok) sowie der Kreditgeber (die Short-Produzenten) lässt das Ganze noch kurzfristig weiterleben und sogar wachsen – kurzfristig wird’s knallen.
Der Konsument ist am wenigsten von dieser Art des Konsums, denn es handelt sich um leere, nährstofflose Kalorien.
Es ist wie Zucker: ohne Mehrwert.
Wer regelmäßig Zuckerbomben konsumiert, braucht sich über Übergewicht und Diabetes nicht zu wundern.
Das Platzen der Blase
Die Plattformen haben ermittelt, dass Kurzvideos zuselten konvertiert werden können (die Kasse zu selten klingeln lassen).
Als Folge dessen hat der Meta-Konzern entschieden, Kurzvideos weniger stark auszuspielen und sich darauf zurückzubesinnen, was funktioniert, nämlich Bild + Text.
Sogar TikTok selbst hat nun immer längere Video-Formate im Programm, was einer Bankrotterklärung der Geschäftsidee gleicht und das Alleinstellungsmerkmal hinfällig werden lässt.
Die Zukunft von TikTok ist ungewiss.
Wenn ich allerdings wetten müsste, würde ich es wie die Jungs aus dem Film „The Big Short“ machen.
.